Ausgangssituation

Obwohl bereits viele Daten im hausinternen ERP-System erfasst sind, wurden bei Rheinmetall MAN Military Vehicles Österreich noch zahlreiche Informationen über Papier weitergegeben. Das hatte zur Folge, dass dabei Informationen nicht ordentlich oder nicht zeitgerecht weitergeleitet oder erfasst wurden.

Wenn Daten erfasst wurden, geschah dies oftmals über unterschiedliche Softwareprogramme, und die Daten wurden auch nicht zentral abgelegt. Das führte zu Mehrfacherfassungen, Fehlern und unterschiedlichen Datenständen. Zusätzlich waren die Kosten, die durch die Papierdokumentation entstanden, wie z. B. Papierkosten, Druckerkosten und Scankosten, erheblich.

Lösung

In einem abteilungsübergreifenden Projekt wurde die Plattform ARTIS (Advanced Realtime Information System) von der hausinternen IT in Zusammenarbeit mit der Produktion und der Qualität entwickelt. Diese Plattform dient dazu, Daten der Produktionsprozesse sowohl aus der Sicht der Qualität als auch aus der Sicht der Montage zu visualisieren.

ARTIS greift auf die Daten des ERP-Systems zu, hat jedoch eine moderne Oberfläche, die an zeitgemäße Apps erinnert. Über unterschiedliche Module können die Mitarbeiter am Band den Montageauftrag ansehen, technische Zeichnungen öffnen, sicherheits- und qualitätsrelevante Montagevorgänge dokumentieren und Qualitätsprobleme melden. Mit dem Tool können auch die neu geschaffenen Quality Gates entlang der Fahrzeugmontage mit dynamischen Prüfvorga­ben versorgt werden. Beanstandungen seitens der Qualitätsmitarbeiter können so einfach systematisch erfasst und ausgewertet werden.

Auch der Standardprüfplan, das sogenannte Fahrzeugabnahmeprotokoll (FAP), wurde als eigenes Modul auf der Plattform implementiert und löst die analoge Buchvariante ab. Relevante Montage- oder Prüftätigkeiten werden so vom Mitarbeiter direkt an seinem Arbeitsplatz – an einer Workstation – mittels digitaler Signatur über seinen Werks­ausweis einfach bestätigt. Noch offene Tätigkeiten am Fahrzeug werden automatisch in eine zentrale Nacharbeitsliste übergeleitet.

Nutzen

Durch die digitale Anzeige des Montageauftrages wird die Produktion automatisch mit der neuesten Ein­baurevision für jedes Fahrzeug versorgt. Gleichzeitig können techni­sche Zeichnungen per Maus- oder Fingerklick direkt am Arbeitsplatz angezeigt werden, was ein schnelleres und leichteres Arbeiten am Band ermöglicht.

Neue Prüftätigkeiten können schnell und unkompliziert in die Fertigungsaufträge aufgenommen werden. Dauerte eine Revision des bisherigen analogen Standardprüfplans oft mehrere Monate, ist eine Änderung nun in weniger als fünf Minuten bereits in der Montage sichtbar. Ein weiterer großer Nutzen ist die fahrzeugspezifische Zuordnung von Prüfungen, was durch die direkte Einbindung von ARTIS in das leistungsstarke ERP-System „System i“ ermöglicht wird.

Neben den verbesserten Prozessabläufen konnten auch der Papierverbrauch in der Produktion und der Suchaufwand drastisch verringert werden.

Kurzvorstellung des Unternehmens

Die Rheinmetall MAN Military Vehicles Österreich ist ein bedeutender Komplettanbieter für die Herstellung von geschützten und ungeschützten logistischen Fahrzeugen, der die vollständige Palette für internationale Streitkräfte abdeckt. Der Wiener Standort ist verantwortlich für die Entwicklung und Produktion logistischer Militärfahrzeuge sowie für die Montage hochkomplexer ziviler Sonderfahrzeuge.

Die Rheinmetall MAN Military Vehicles ist ein Joint Venture zwischen der Rheinmetall AG (51 %) und der MAN Truck & Bus SE (49 %). Das Unternehmen bündelt in dieser Form das Know-how auf dem Gebiet der Defence-Technologie von Rheinmetall und den ausgezeichneten kraftfahrzeugtechnischen Fähigkeiten der MAN Nutzfahrzeuge.

Zusammen mit seinen Vorgängerunternehmen blickt das Unternehmen auf eine mehr als 100-jährige Geschichte des LKW-Baus für anspruchsvollste militärische Anwendungen zurück.

Autoren

Tamas Bansagi, Reinhard Ableidinger

Rheinmetall MAN Military Vehicles Österreich GesmbH
Brunner Straße 44 – 50
1230 Wien
www.rheinmetall.com

© StEP-Up

Weitere konkrete Lösungen zum Thema „Industrie 4.0“ aus der industriellen Praxis finden Sie in der StEP-Up-Publikation „Industrie 4.0 in der Anwendung. Konkrete Lösungen aus der industriellen Praxis.“

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